Warum schreibe ich?

Eine tiefgründige Frage, zumindest, wenn man nicht nur an der Oberfläche kratzen will. Natürlich fände ich es großartig, eines Tages vom Schreiben leben zu können und mit Fans auf Buchmessen oder Comic-Con-Pannels über meine Geschichten zu quatschen - wer tut das nicht? Aber das ist nicht der primäre Wunsch, nicht der primäre Antrieb, zu schreiben.

Die Faszination am Schreiben liegt anderswo. Der Antrieb war bei mir immer der Druck der Geschichten in meinem Kopf, die nach draußen wollten, schon als ich ein ganz kleines Kind war. Ich dachte nicht wirklich nach, warum ich das tat, warum ich Geschichten aufschreib - es machte Spaß und musste irgendwie raus. Aber dann hatte ich mit 16 Jahren ein Schlüsselerlebnis, als ich "Eiland" von Aldous Huxley las - ein großartiges Buch, dass ihr unbedingt gelesen haben solltet. Ich war zutiefst beeindruckt von der Welt und den tief-philosophischen Gedanken, die Huxley in dieses Buch hatte einfließen lassen. Zu diesem Zeitpunkt war es für mich mit Abstand das beste Buch, das ich je gelesen hatte. Ich wollte mit anderen Menschen über das Buch sprechen - aber niemand aus meinem Umfeld hatte auch nur davon gehört. Und da traf es mich wie eine Offenbarung: Dieses Buch war das beste, was je geschrieben worden war, und auch, wenn es auf der ganzen Welt niemand außer mir gelesen hätte, würde sich daran nichts ändern. Gleichzeitig begriff ich, worum es beim Schreiben wirklich geht: Etwas von sich mit der Menschheit zu teilen, vielleicht, wie in diesem Fall, über viele Jahrzehnte hinweg. Seitdem habe ich den Traum, dass in zweihundert Jahren oder so irgendein nerdiger Mensch (vielleicht in den zerbomten Trümmern einer Bibliothek, vielleicht bei einer Recherche im Archiv einer der endlosen Kolonien im Sonnensystem) ein Buch von mir findet, es liest und sich davon berühren lässt. Dann hätte sich die Schreiberei bereits gelohnt.