Das ist eine ausgesprochen spannende Frage, nicht nur bezüglich High Fantasy, sondern auch den meisten anderen Genres der Phantastik, wie auch meiner geliebten SciFi 😁
Obwohl ich solides Worldbuilding sehr schätze, stören mich abstruse Grundannahmen nicht weiter - sie schließen gutes Worldbuilding ja nicht aus. Allerdings muss die fiktive Welt, um meinen Geschmack zu treffen, stimmig sein, und dafür das Worldbuilding konsistent und konsequent 😄
Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist beispielsweise Waterworld 🌐 - die Welt steht 7.000 Meter tief unter Wasser und nur die Gipfel des Himalaya gucken als Inselkette aus der Wasserwelt heraus, angeblich, weil die Eisschilde geschmolzen sind. Das ist Unsinn, alles Eis der Erde enthält in etwa genug Wasser für 70 Meter Meeresspiegelanstieg, und selbst durch tektonische Hebungsprozesse der Meeresböden sind nicht viel mehr als 200 Meter drin.
Insgesamt nimmt sich Waterworld aber auch nicht wirklich ernst, daher ist diese Grundannahme erstmal verkraftbar. Die restliche Welt nimmt dieses Setting aber so konsequent auf, dass es eine Freude ist, auf all die kleinen Dinge zu achten, die im Hintergrund der grandiosen Sets ablaufen oder die angepassten Redensarten und Bräuche und generell die verschiedenen Kulturen zu genießen. Die Welt von Waterworld ist konsistent und konsequent, auch wenn sie völlig unrealistisch ist - und sie funktioniert wunderbar 😊🌊⛵🌊
Ein anderes Beispiel, an dem meine Einstellung mit einem High-Fantasy-Hintergrund noch etwas klarer wird, kam neulich im Discord-Chat des Chronistenturms auf: Karten, speziell Gewässer in High-Fantasy-Karten 🗺️🏞️
Was man sehr häufig gerade in Karten von Jungautoren findet, sind Flüsse, die sich mitten im Inland auf halber Strecke zum Meer in zwei gleichgroße Flüsse aufteilen. In manchen Fällen sehen die Flusssysteme der fiktiven Kontinente aus wie Straßennetze, mit dutzenden Knoten und Kreuzungen. Zwar gibt es sogenannte Bifurkationen, bei denen meist saisonale Abzweigungen von Flüssen entstehen, die zum Teil auch große Flusssysteme miteinander verbinden können (so sind beispielsweise Orinoco und Amazonas über den Bach Brazo Casiquiare miteinander verbunden), insgesamt ist das aber ein extrem seltenes Phänomen. Die Gesetze der Schwerkraft lassen das Wasser immer den kinetisch einfachsten Weg nehmen. Von daher gibt es zwei praktisch immer geltende Grundregeln für Gewässer: Flüsse fließen zusammen, teilen sich aber nicht, und Seen können zwar viele Zuflüsse, aber nur maximal einen Abfluss haben. Mehr dazu findet ihr auch hier.
Wichtig ist aber natürlich auch hier die Konsistenz des Worldbuildings. Wenn die Flüsse sich nicht an die Gesetze unserer Welt halten, kann das ja sehr spannende magische Ursachen haben, die auch im restlichen Worldbuilding auftauchen 🤓 Irgendwelche magischen Kristalle, die in manchen Felsen vorkommen und Objekte nach oben fallen lassen, was Zauberer daher gerne zur Levitation in ihren Zauberstäben verwenden (so ähnlich wie das "Sturmlicht-Peitschen" von Brandon Sanderson smile)... Oder eine andere Form von Magie sorgt dafür, dass sich Dinge, die an ihr vorbeikommen, immer gleichmäßig aufteilen - was für Flüsse genauso gilt wie für Freunde, Familien oder Leute, die vor Serienmördern fliehen... 😂 Die Details bleiben euch überlassen, es bietet aber auf jeden Fall ein großes Potenzial zum Weltenbau!
Zumindest können die Flusssysteme eines Kontinents so auch noch so wie ein Straßennetz aussehen, niemand kann euch dafür kritisieren, und ich werde die Welt lieben 😁 Es muss halt nur konsistent und konsequent sein! 😄